Eine Theorie des Alkoholismus

 

Die Veränderung der Stimmungslage ist das wertvollste was der Alkohol dem Menschen leistet, und weshalb dieses „Gift“ nicht für jeden gleich entbehrlich ist. Es ist überaus lehrreich zu sehen wie die Anforderungen an den Witz mit einer Hebung der Stimmungslage sinken. Unter dem Einfluss des Alkohols wird der Erwachsene wieder zum Kinde dem die freie Verfügung des logischen Zwanges Lust bereitet.

 

Sigmund Freud und Johnny Controlletti 

 

Die Kybernetik des „Selbst“

Eine Theorie des Alkoholismus

Die „Logik“ der Alkoholsucht hat die Psychiater nicht weniger verwirrt als die „Logik“ des energischen geistigen Regimes, durch welches es der Organisation der Anonymen Alkoholiker gelingt, der Sucht entgegenzuwirken. In diesem Aufsatz wird die Vermutung ausgesprochen:

  1. Dass aus Kybernetik und Systemtheorie eine ganz neue Erkenntnistheorie hervorgehen muss, die ein neues Verständnis des Geistes, der menschlichen Beziehungen und der Macht umfasst.
  2. Dass der Süchtige Alkoholiker, wenn er nüchtern ist, im Rahmen einer Erkenntnistheorie handelt, die zwar der abendländischen Kultur entspricht, die aber für die Systemtheorie nicht akzeptabel ist.
  3. Dass die Kapitulation vor dem Alkoholismus eine besondere und subjektive Abkürzung auf dem Weg zu einem korrekteren Geisteszustand bietet.

 

Das Problem

Allgemein nimmt man eher an, dass die „Ursachen“ oder „Gründen“ für den Alkoholismus im nüchternen Leben des Alkoholikers gesucht werden müssen. Alkoholiker werden in ihren nüchternen Lebensäußerungen gemeinhin als „unreif“, „ehrgeizig“, „übersensibel“ usw. tituliert. Aber die Logische Implikationen dieser Überzeugung werden gewöhnlich nicht überprüft:

  1. Wenn das nüchterne Leben des Alkoholikers dieser Ingrid wie zum Trinken treibt oder den ersten Schritt zur Intoxikation vorbereitet, dann ist nicht zu erwarten, dass irgendein Vorgehen, mit dem sein besonderer Stil des Nüchtern seins verstärk wird, seinen Alkoholkonsum reduzieren oder in den Griff bekommen kann.
  2. Wenn ihn sein Stil des nüchternen Lebens zum Trinken treibt, dann muss in diesem Stil ein Irrtum oder etwas Pathologisch anlegen sein; und die Intoxikation muss zu einer- zumindest subjektiven – Berichtigung dieses Irrtums führen. Mit anderen Worten: vergleichen mit seiner Nüchternheit, die in gewisser Weise „falsch“ ist, muss seine Intoxikation in gewisser Weise „richtig“ sein.
  3. Eine andere Hypothese würde nahelegen, dass der Alkoholiker, wenn er nüchtern ist, irgendwie gesünder ist als die Leute um ihn herum, und dass diese Situation unerträglich ist. Ich habe Alkoholiker in dieser Richtung argumentieren gehört, aber darauf werde ich diesem Aufsatz nicht eingehen. Ich glaube, dass Bernard Smith, der nicht-alkoholische Rechtsvertreter der AA, der Sache sehr nahekam, als er sagte, „das Mitglieder der AA befand sich niemals in einer sklavischen Abhängigkeit vom Alkohol. Alkohol diente ihm einfach nur als ein Ausweg aus der persönlichen Versklavung durch die falschen Ideale einer martialischen Gesellschaft“. Es handelt sich nicht um eine Revolte gegen kaputte Ideale um ihn herum, sondern um einen Ausweg aus seinen eigenen kaputten Voraussetzungen, die durch die umgebende Gesellschaft kontinuierlich verstärk werden. Es ist jedoch möglich, dass der Alkoholiker in gewisser Weise empfindlicher oder sensibler als der normale für die Tatsache ist, dass seine kaputten (aber konventionellen) Voraussetzungen zu unbefriedigenden Ergebnissen führen….

Gregory Bateson „Onkologie des Geistes“ 

Sklaven der Sucht